Feng Shui, die jahrtausendealte Kunst aus China, verbindet spirituelle Tiefe und handfeste Lebensberatung zu einem Gesamtkunstwerk der Harmonie. Es steht sinnbildlich für das feine Geflecht der Naturgesetze und energetischen Flüsse, die uns umgeben und auf uns wirken. Wörtlich übersetzt bedeutet Feng Shui „Wind und Wasser“, die beiden Kräfte, die sich durch die Natur bewegen und Energien transportieren, die alles Lebendige beeinflussen. Diese uralte Weisheit lädt uns dazu ein, Lebensräume zu gestalten, die nicht nur optisch ansprechend, sondern auch energetisch erfüllend und heilsam sind.
Herkunft und Bedeutung
Die Ursprünge des Feng Shui reichen bis ins China des 4. Jahrtausends v. Chr. zurück. Erste Hinweise auf die Prinzipien dieser Lebenskunst finden sich in den Texten der „Yi Jing“ (I Ging), dem Buch der Wandlungen, das kosmische Zusammenhänge beschreibt und Anleitungen zum Verständnis der Lebenskräfte Chi, Yin und Yang gibt. Feng Shui schöpft aus der taoistischen Vorstellung einer universellen Harmonie: Alles, was existiert, ist miteinander verbunden und beeinflusst sich gegenseitig.
Im Kern geht es im Feng Shui darum, Räume so zu gestalten, dass sich das Chi – die universelle Lebensenergie – ungehindert und harmonisch bewegen kann. Häuser, Zimmer, Gärten und Städte werden dabei wie lebendige Organismen verstanden, die beeinflusst werden und beeinflussen. Jeder Raum, so heißt es, trägt sein eigenes Schicksal, seine eigene Geschichte und Energie, die Menschen formen und die wiederum von den Menschen geformt wird. Feng Shui ist deshalb sowohl Wissenschaft als auch Kunst, die auf tiefem Wissen über Geometrie, Astrologie und Philosophie aufbaut.
Die Ansätze von Feng Shui
Die Praxis des Feng Shui teilt sich in zwei Hauptansätze: das Form-Schul-Feng Shui, das sich auf die physischen Eigenschaften einer Umgebung konzentriert, und das Kompass-Schul-Feng Shui, das die Himmelsrichtungen und geomantische Elemente einbezieht.
1. Form-Schule (Xingshi Pai): Diese Schule legt den Schwerpunkt auf die Formen und Strukturen einer Umgebung, ob es sich dabei um ein Gebirge, eine Stadt oder eine Wohnung handelt. Hügel, Flüsse, Straßenverläufe, aber auch Türen und Fenster werden analysiert, um die besten Energieflüsse zu finden und zu unterstützen.
2. Kompass-Schule (Luo Pan Pai): Diese Methode verwendet den Luo-Pan-Kompass, um die exakten Himmelsrichtungen und die spezifischen „energetischen Muster“ einer Immobilie zu bestimmen. Über die himmlischen Richtungen und das Bagua-System, einem Raster, das verschiedene Lebensbereiche abbildet, wird die ideale Platzierung von Räumen und Gegenständen bestimmt.
Darüber hinaus gibt es moderne westliche Interpretationen und Mischformen, die die alten Weisheiten mit modernen Designansprüchen verbinden. So wird Feng Shui im Westen nicht nur als Mittel zur Lebensverbesserung, sondern auch als Form der Raumgestaltung verstanden, die Luxus, Harmonie und stilvolle Einfachheit vereint.
Wissenschaftliche Betrachtung und westliche Akzeptanz
Seit den 1970er Jahren hat Feng Shui auch im Westen seinen Weg in die Mainstream-Kultur gefunden. Besonders in den USA, Kanada und Europa experimentierten Architekten und Designer mit Feng Shui, um das Wohlbefinden und die Zufriedenheit ihrer Kunden zu steigern. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben sich seither mit der Wirkung von Raumgestaltung auf das emotionale und physische Wohlbefinden beschäftigt. Obgleich der metaphysische Kern des Feng Shui wissenschaftlich schwer zu beweisen ist, bestätigt die moderne Umweltpsychologie zunehmend, dass Raumgestaltung tatsächlich das Wohlgefühl, die Produktivität und sogar die Heilung beeinflussen kann.
Das Versprechen von Feng Shui
Feng Shui ist mehr als nur eine Methode der Raumgestaltung. Es ist ein Lebensstil, eine Philosophie, die uns daran erinnert, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind. Das Wissen um die Harmonie von Wind und Wasser, Licht und Schatten, Stille und Klang ist ein Aufruf, unser Leben als Kunstwerk zu gestalten, in dem jeder Raum, jeder Gegenstand, jede Pflanze ihren eigenen, tiefen Sinn entfaltet. In einer Welt voller Reizüberflutung und hektischer Veränderungen bietet Feng Shui eine Oase der Klarheit und Ruhe. Es ist eine Einladung, innezuhalten und unser Umfeld als Spiegelbild unseres Inneren zu sehen. Der westliche Lifestyle hat in Feng Shui ein Schatzkästchen entdeckt, das nicht nur Schönheit verspricht, sondern auch ein Leben in Einklang mit den tiefsten Kräften der Natur.
Im Feng Shui müssen die fünf Elemente (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) nicht zwingend aus rein organischen Materialien bestehen. Es geht vielmehr darum, die Eigenschaften und Energien dieser Elemente symbolisch zu repräsentieren und die richtige Atmosphäre zu schaffen. Verschiedene Materialien, Farben, Formen und sogar Symbole können dabei verwendet werden, um die Energien der Elemente anzusprechen.
Hier eine Übersicht, wie die Elemente auf verschiedene Arten dargestellt werden können:
1. Holz
- Eigenschaften: Wachstum, Vitalität, Flexibilität.
- Materialien: Holz , Pflanzen, Rattan oder Bambus.
- Farben: Grün und Braun symbolisieren Holz.
- Formen: Säulenartige, hohe und vertikale Formen stehen für das Element Holz.
2. Feuer
- Eigenschaften: Leidenschaft, Energie, Transformation.
- Materialien: Neben echten Kerzen oder offenen Flammen kann Feuer durch rote oder orangefarbene Objekte, Lichter oder auch spitze Formen symbolisiert werden.
- Farben: Rot, Orange, Pink und Lila.
- Formen: Dreieckige, spitze und pyramidenartige Formen.
3. Erde
- Eigenschaften: Stabilität, Sicherheit, Ernährung.
- Materialien: Ton, Keramik und Steine – hier können natürliche und künstliche Materialien verwendet werden.
- Farben: Beige, Gelb und erdige Töne.
- Formen: Quadratische, rechteckige und flache Formen repräsentieren Erde.
4. Metall
- Eigenschaften: Klarheit, Präzision, Effizienz.
- Materialien: Metallische Gegenstände, die nicht unbedingt aus echtem Metall sein müssen (z.B. verspiegeltes Glas oder Metalloberflächen).
- Farben: Weiß, Grau, Silber und Gold.
- Formen: Runde und ovale Formen symbolisieren Metall.
5. Wasser
- Eigenschaften: Ruhe, Reflexion, Kommunikation.
- Materialien: Ein Wasserelement wie ein Brunnen oder Aquarium, aber auch ein Spiegel oder eine Glasoberfläche kann Wasser symbolisieren.
- Farben: Blau und Schwarz.
- Formen: Wellenförmige und unregelmäßige Formen.
Zusammenfassung
In Feng Shui sind die repräsentativen Energien der Elemente wichtiger als das Material selbst. Die Prinzipien von Feng Shui lassen sich also auch mit modernen, nicht-organischen Materialien umsetzen, solange sie die Eigenschaften des jeweiligen Elements in Farbe, Form oder Symbolik ausdrücken.