DIY-Anleitung: Sashiko Stickerei für Anfänger – Schritt für Schritt zur textilen Meditation

Ein nachhaltiges Kunsthandwerk, das deine Kleidung veredelt und deine Seele beruhigt

Was du brauchst: Das kleine Sashiko-Starterset

Materialien:

  • Sashiko-Nadel (etwas länger, mit großem Öhr – normale Sticknadeln gehen auch, aber bitte keine zu feinen)
  • Sashiko-Garn (weiß oder farbig, aus Baumwolle – robust und matt)
  • Stoff (am besten ein indigoblauer Baumwollstoff, z. B. alte Jeans oder Leinen – nicht dehnbar!)
  • Schneidbare Kreide oder Trickmarker (zum Vorzeichnen des Musters)
  • Lineal und Geodreieck
  • Stickrahmen (optional, für straffes Arbeiten)
  • Schere und gute Musik oder ein ruhiger Abendwind

1. Stoff vorbereiten – die Bühne deiner kleinen Stiche

Wasche den Stoff vorher, damit er nicht nachträglich einläuft. Bügle ihn glatt. Schneide ein Stück in der gewünschten Größe zu – z. B. 20 x 20 cm für ein erstes Muster oder eine kleine Tasche.

Tipp: Beginne auf einem rechteckigen Stück, bevor du direkt auf Kleidung stickst.

2. Muster auswählen – Geometrie mit Seele

Wähle ein klassisches Sashiko-Muster:

  • Asanoha – Hanfblatt (für Anfänger*innen: viele Linien, klar, kraftvoll)
  • Kaki no Hana – Persimmonblüte (geometrisch und poetisch zugleich)
  • Ichimatsu – Schachbrettmuster (minimalistisch, elegant)

Zeichne das Muster mit Kreide oder Trickmarker auf den Stoff vor. Nutze Lineal und ruhige Hand – oder gib dich dem Flow hin, wenn du es intuitiver magst.

3. Garn einfädeln – mit Liebe, nicht mit Knoten

Schneide ca. 60–70 cm Garn ab. Fädle es in die Nadel ein – ohne Knoten. Stattdessen: ein kleiner Rückstich am Anfang sichert deinen Faden fast unsichtbar. So bleibt die Rückseite deines Werks genauso ordentlich wie die Vorderseite – das ist gelebte Sashiko-Ästhetik.

4. Der erste Stich – und dann: Rhythmus

Sashiko wird im Running Stitch gearbeitet – also mit gleichmäßigen Vorstichen.

  • Stiche von rechts nach links.
  • Jeder Stich ist etwa 3 mm lang, mit einem Abstand von ebenfalls ca. 3 mm.
  • Stich nie genau in die Kreuzungspunkte der Linien – das lässt das Muster schöner atmen.
  • Arbeite in Linien, nicht in Kreisen.

Tipp: Schiebe mehrere Stiche gleichzeitig auf die Nadel – das spart Zeit und fördert den Flow.

5. Achtsamkeit statt Geschwindigkeit

Sashiko ist keine sportliche Disziplin. Es ist meditativ. Atme. Genieße. Denk daran: Jeder Stich ist ein kleiner Akt der Fürsorge – für den Stoff, für die Geschichte, für dich selbst.

6. Fertigstellung – der Stoff hat gesprochen

Wenn das Muster vollständig ist, sichere den Faden mit einem kleinen Rückstich. Vernähe ihn nicht sichtbar – Eleganz bedeutet in Sashiko: Bescheidenheit.

Bügle dein Werk vorsichtig von der Rückseite. Und voilà – du hältst ein Unikat in den Händen. Du hast nicht nur Stoff bestickt, sondern Zeit geerdet.

7. Ideen für dein erstes Projekt

  • Jeans-Flicken mit Asanoha-Muster – verleiht deiner Lieblingsjeans neue Würde.
  • Sashiko-Täschchen – aus einem alten Geschirrtuch genäht.
  • Bestickte Servietten – ein Hauch Japan für den gedeckten Tisch.
  • Meditationskissen mit Seigaiha-Wellen – beruhigt schon beim Nähen.

Philosophischer Nachklang:

Beim Sashiko geht es nicht darum, Fehler zu vermeiden. Sondern sie anzunehmen, zu umarmen, weiterzunähen. Vielleicht entsteht gerade dort, wo du dich „vernäht“ hast, dein eigener Stil. Und vielleicht liegt genau darin die Kunst: Wabi-Sabi pur.

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