Wenn leerstehende Schaufenster, vergessene Hinterhöfe, Gebäude, die einst vor Leben vibrierten und heute wie stumme Fragen im Stadtraum stehen, ist die Zeit gekommen, Grundbesitz neu zu denken.

Menschen, die Ordnung lieben, aber gleichzeitig spüren, dass ein bisschen Unordnung manchmal genau das Fenster öffnet, durch das Neues überhaupt erst hereinkommen kann, sehen hier Potential.
Was passiert im urbanenen Raum mit Kreativität, Innovation und Kultur, wenn wir Unordnung systematisch wegorganisieren? Und was, wenn gerade der kontrollierte Umgang mit Chaos regenerative Kräfte freisetzt – besonders dort, wo Interessen kollidieren, etwa zwischen Wohnungssuchenden, Eigentümern, Kommunen und der Wirtschaft?
Ein Blick auf das, was uns antreibt: der Wunsch nach einer resilienten, lebendigen Zukunft.
Warum Ungleichgewicht unser kultureller Blindspot ist
Wir wachsen in einer Kultur auf, die Ordnung als Leistung versteht: sortiert, optimiert, effizient. Chaos dagegen ist das Störsignal im System – das, was man „wegrationalisiert“. Dabei zeigt die Kulturgeschichte, dass genau diese Störung häufig der Motor für Sprünge nach vorne war.
In der Renaissance führten gesellschaftliche Umbrüche zum kreativen Urknall. Im Japan der Edo-Zeit entstanden aus räumlicher Enge und strengen Regeln improvisierte Subkulturen. New York wurde zur kulturellen Ikone, weil Chaos nie vollständig domestiziert wurde: aus Leerstand wurden Lofts, aus Konflikten neue Bewegungen, aus Brüchen kreative Energie. Der übergeordnete kulturelle Mythos lautet allerdings oft: Chaos ist Bedrohung, nicht Potenzial. Dabei ist es beides. Und diese Ambivalenz lohnt sich genauer anzuschauen.
Chaos als Rohstoff: Wo Unordnung Ideen entzündet
Chaos ist nie neutral. Es ist die erste Stufe des Wandels: Die Phase, in der alte Strukturen bröckeln und neue noch nicht sichtbar sind. Innovationsforschung spricht deshalb von „fertile disorganization“ – fruchtbarer Unordnung.
Warum Chaos Innovationsfähigkeit fördert:
- Es bricht Routinen und schafft Räume für Neudenken.
- Es zwingt Interdisziplinarität – wer mit Unordnung umgehen muss, sucht neue Perspektiven.
- Es provoziert Kooperation, weil klare Zuständigkeiten fehlen.
- Es eröffnet unerwartete Chancen – besonders in Krisen.
Chaos ist kein Selbstläufer. Es entfaltet Potenzial nur, wenn es sozial abgefedert, kulturell akzeptiert und strukturell geleitet wird. Eine Stadt im einfach „ungepflegten“ Chaos kollabiert. Eine Stadt, die bewusst kreative Unordnung zulässt, blüht.
Leerstand als kulturelles Labor: eine Fallstudie urbaner Ambivalenz
Leerstand ist das perfekte Beispiel für produktive Ambivalenz. Er ist gleichzeitig:
- wirtschaftliches Risiko,
- städtebauliche Wunde,
- kulturelle Leerstelle,
- kreatives Möglichkeitsfenster.
Viele Städte behandeln Leerstand als Problem, das schnell beseitigt werden muss – Ordnung wiederherstellen, Wert stabilisieren, Risiken minimieren. Doch sobald wir Leerstand nur als Abweichung betrachten, verlieren wir seine Funktion als Möglichkeitsraum.
Was passiert, wenn man Leerstand mit einer Prise Chaos betrachtet?
Er wird zu einem Labor für kulturelle Erfindung: Pop-up-Studios, temporäre Werkstätten, soziale Initiativen, Start-up-Experimente, neue Formen des Wohnens.
Der Schlüssel liegt in der Frage: Wer darf diesen Raum nutzen? Und hier kollidieren die Interessen.
Die Interessenskonflikte: Wenn Chaos auf Eigentum trifft
Die Debatte ist voller Spannungen:
Wohnungssuchende fordern Raum, bezahlbar und lebenswert.
Eigentümer wollen Wertstabilität, Sicherheit, planbare Nutzung.
Städte müssen Wirtschaft, Kultur und Sozialstruktur gleichzeitig stabilisieren.
Kulturschaffende und Innovatoren suchen Freiräume, die nicht sofort kommerzialisiert werden.
Chaos – oder besser: kontrollierte Unordnung – stellt diese Interessen nicht gegeneinander, sondern nebeneinander. Es zeigt, dass Nutzung nicht binary gedacht werden muss.
Denn Leerstand entsteht oft aus Unsicherheit: Unsicherheit über zukünftige Mieten, Bauprojekte, politische Rahmenbedingungen. Chaos wirkt hier nicht zerstörerisch, sondern klärend. Es bringt verborgene Spannungen an die Oberfläche und schafft die Möglichkeit, neue Modelle zu erproben:
- Temporäre Zwischennutzung, die Eigentümer entlastet und gleichzeitig kulturelle Energie freisetzt.
- Kooperative Nutzungskonzepte, die Konflikte in Allianzen übersetzen.
- Flexible Vertragsmodelle, die Risiken verteilen statt verhärten.
- Mikro-Ökonomien, die aus kleinen Ideen große urbane Impulse entwickeln.
Chaos wird so zum Integrator – nicht zum Gegner.
Die zwei Gesichter kreativer Unordnung
Das Licht:
- Chaos befreit Denken von tradierten Mustern.
- Es erzeugt kulturelle Diversität und stadtgesellschaftliche Lebendigkeit.
- Es macht Wirtschaft resilient, weil Innovation aus Brüchen entsteht.
- Es öffnet Räume für Menschen, die im geordneten Markt keinen Platz finden.
Der Schatten:
- Chaos kann Unsicherheit erzeugen, vor allem für vulnerable Gruppen.
- Es kann instrumentalisiert werden – etwa als Ausrede für politische Untätigkeit.
- Es kann zu Gentrifizierungsdynamiken führen, sobald „kreatives Kapital“ ökonomisch verwertbar wird.
Doch die Antwort auf Schatten ist nicht Abschottung, sondern Gestaltung.
Chaos verlangt nicht die Aufgabe von Ordnung – es verlangt bewegliche Ordnung.
Ein Blick über den kulturellen Tellerrand
In vielen Kulturen gilt Chaos nicht als Fehler, sondern als Teil des Lebens:
- Im Daoismus entsteht Harmonie aus dem Spiel von Ordnung und Unordnung.
- In der afrikanischen Ubuntu-Philosophie ist Wandel ein sozialer Prozess – nicht linear, sondern lebendig.
- In skandinavischen Gesellschaften wird Unsicherheit als Raum für Anpassungskompetenz verstanden.
Diese Perspektiven zeigen: Der westliche Drang nach Total-Ordnung ist ein kulturelles Design – keineswegs ein Naturgesetz.
Was heißt das für Wirtschaft und Innovation?
Resiliente Systeme ähneln Ökosystemen: Sie brauchen Vielfalt, Redundanz, Flexibilität.
Überregulierte Systeme dagegen erstarren.
Chaos wirkt hier wie ein Vitaminstoß:
- Es steigert Anpassungsfähigkeit.
- Es öffnet Märkte für neue Player.
- Es fördert soziale und technologische Experimente.
- Es senkt Marktbarrieren, weil Nicht-Perfektion akzeptiert wird.
Und: Unternehmen, die mit einem gewissen Grad an Chaos umgehen können – experimentieren, iterieren, tolerieren – sind langfristig kreativer.
Die emotionale Dimension: Warum Chaos uns zugleich fasziniert und ängstigt
Menschen sind Gewohnheitstiere mit Sehnsucht nach Magie. Wir wollen Sicherheit und Überraschung.
Stabilität und Wandel. Heimat und Abenteuer.
Chaos ist der Raum dazwischen. Er erinnert uns daran, dass Zukunft nicht planbar ist – aber formbar.
Diese Ambivalenz erzeugt Energie. Emotionale Energie, soziale Energie, kreative Energie.
Deshalb wirken Orte mit einer gewissen Rohheit lebendiger. Deshalb sind kulturelle Szenen oft in Übergangsräumen zuhause. Deshalb fühlen wir uns von Orten angezogen, die nicht aufgeräumt, sondern möglichkeitsoffen sind.
Und jetzt? Ein Plädoyer für produktive Unordnung
Wir brauchen für Grundbesitz kein „Mehr Chaos“. Wir brauchen ein besseres Verhältnis zu Chaos. Ein Verhältnis, das anerkennt:
- dass Innovation nicht aus Hochglanz entsteht,
- dass Kultur ein atmender Organismus ist,
- dass Wirtschaft Räume für Risiko braucht,
- dass Städte sich verändern müssen, wenn sie lebendig bleiben sollen.
Leerstand darf nicht nur Wertverlust bedeuten – er ist auch ein Versprechen. Konflikte sind kein Scheitern – sie sind der Anfang von Gestaltung. Unordnung ist kein Makel – sie ist der Boden, auf dem Zukunft wachsen kann.
Chaos als Zukunftskompetenz
Wenn wir Chaos strikt ablehnen, schließen wir die Tür zu genau den Kräften, die Wandel ermöglichen.
Wenn wir es hingegen kultivieren – nicht unkritisch, aber bewusst – entsteht etwas Neues:
eine Kultur, die mutiger ist,
eine Wirtschaft, die widerstandsfähiger ist,
eine Stadt, die lebendiger ist,
und ein Miteinander, das offener denkt.
Chaos ist kein Gegner der Kreativität. Es ist ihre heimliche Quelle.
Gestalte die Zwischenräume
Stell dir vor, du würdest das Ungleichgewicht nicht als Risiko sehen, sondern als Einladung. Welche Räume, Ideen oder Konflikte würdest du neu betrachten? Welche Möglichkeiten liegen versteckt im Unfertigen deiner Stadt, deiner Arbeit, deiner eigenen Lebenswelt? Die Zukunft gehört nicht jenen, die aufräumen. Sondern jenen, die Räume öffnen.
Leerstand neu denken – Grundbesitz neu denken
In vielen Städten liegen Räume brach: Büros, Ladenlokale, Mehrfamilienhäuser — potenzielle Lebensräume, Innovationslabore und grüne Oasen. Statt Leerstand reflexhaft zu bekämpfen, lohnt sich eine strategische Perspektive: Chaos nicht als Störfaktor, sondern als Rohstoff.
Im Folgenden beleuchte ich kurz den Status quo, nenne belastbare Zahlen, und entwickle ein operationalisierbares Modell — mit klaren Zielen, Kennzahlen, Finanzierungsansätzen und einer Beispielrechnung, die zeigt, wie aus leerstehenden Quadratmetern dauerhaft gedeihender Wohn- und Gemeinbesitz für Menschen mit geringen Einkommen entsteht.
Status quo: Was sagen die Zahlen? (Kernfakten)
- Deutschland hat einen großen Wohnungsbestand — Ende 2024 rund 43,8 Millionen Wohnungen. Das beschreibt die Basis, aber nicht die Verteilung von Nutzung oder Leerstand. (Statistisches Bundesamt).
- Der Büro-Leerstand in deutschen Märkten ist spürbar gestiegen: Berichterstattung für 127 relevante Büromärkte nennt rund 11 Millionen m² leerstehende Bürofläche und eine Leerstandsquote von ~5,6 % (2024) — ein klares Potenzial für Umnutzung. (Deutscher Bundestag).
- Forschung und Sektoranalysen zeigen: Um Klimaziele zu erreichen, müsste ein Großteil des Wohnbestands energetisch nachgerüstet werden — Studien sprechen von mehreren Jahrzehnten intensiver Modernisierung, mit Forderungen, dass bis zu 75 % der Wohngebäude energetisch verbessert werden sollten. Das macht energetische Umnutzung von Leerstand doppelt attraktiv: Wohnraum plus CO₂-Einsparung. (ScienceDirect).
- Bundes- und Länderprogramme legen den operativen Fokus auf Zwischennutzung und städtische Erneuerung; Netzwerke und Förderprogramme für Zwischennutzung existieren bereits und liefern Praxiserfahrungen. Das heißt: die Verfahren sind nicht neu — sie brauchen Skalierung und finanzielle Instrumente. (Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren).
Diese Zahlen erklären die Möglichkeit: Raum ist da — die Herausforderung ist Governance, Finanzierung, Klimastrategie und soziale Verteilung.
Prinzipien: Chaos annehmen, Struktur schaffen
Statt Leerstand sofort zu „schließen“, schlägt das Modell vor: drei parallele Schritte simultan laufen zu lassen — Akzeptanz von Unordnung (als Lernraum), strukturierte Aktivierung (Governance & Regeln) und systemische Transformation (Finanzierung + Klima). Kernprinzipien:
- Niedrigschwellige Aktivierung: temporäre Nutzungen erlauben Experimente (Kultur, Co-Working, soziale Dienste).
- Transparente Eigentumsmechanik: Boden- und Gebäudefonds, Community Land Trusts (CLT) oder Stadtbodenstiftungen sichern langfristige Gemeinwohlinteressen. (stadtbodenstiftung.de).
- Klimaintegrierte Sanierung: energetische Maßnahmen und regenerative Flächen (Gründächer, Photovoltaik, Biodiversitätsmaßnahmen) koppeln soziale und ökologische Ziele. (ScienceDirect).
- Integrierte Finanzierungsbündel: öffentliche Zuschüsse, Sozialkredite, partizipative Eigenanteile, Impact-Investments.
- Partizipative Steuerung: Bewohner:innen, Kommune, Eigentümer:innen, NGOs und lokale Wirtschaft in gemeinsamen Lenkungsräten.
Ein operationales Modell: — Regenerative Sozial-Immobilien-Genossenschaft
Ziel: leerstehende Immobilien in regenerative, CO₂-negative, gemeinschaftlich gesicherte Wohn- und Nutzungsräume überführen — mit priorisierter Eigentumsförderung für Haushalte mit geringem Einkommen.
Bausteine des Modells
- Identifikation & Priorisierung
- Kriterien: Lage, Gebäudetyp, Gebäudefläche, Erhaltungsbedarf, sozioökonomische Dringlichkeit.
- Datenbasis: städtische Leerstandskataster + freiwillige Eigentümer-Registrierungen.
- Aktivierungsphase (0–12 Monate)
- Sofortmaßnahmen: Zwischennutzung, Pop-up-Angebote, Community-Events, soziale Infrastruktur. (Niedrige Kosten; lokal koordiniert.) (Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren).
- Kauf- oder Pachtstruktur
- Community Land Trust (CLT) erwirbt das Grundstück/gebäude oder pachtet es langfristig; Gebäude wird von einer lokalen Genossenschaft (RESIGN-Genossenschaft) betrieben. CLT erhält Treuhandstatus, um Boden dauerhaft dem Markt zu entziehen. (stadtbodenstiftung.de).
- Finanzierung (mehrsäulig)
- Subventionen & Zuschüsse (Kommunal / Landes / EU-Programme).
- Sozialkredite mit langer Laufzeit und niedrigen Zinsen (öffentliche Bank / Förderbank).
- Eigenanteile: Mitgliedsanteile der zukünftigen Bewohner:innen (gestaffelt, Sozialermäßigung möglich).
- Impact-Investments / Stiftungen: Co-Finanzierung für Klimamaßnahmen.
- Revenue-Stream: Genossenschaftliche Mieten / Betreibererlöse, Coworking, Kulturflächen.
- Sanierung & CO₂-negative Maßnahmen
- Energetische Hüllensanierung, Wärmedämmung, effiziente Heizung, PV-Anlage auf Dach, Batteriespeicher, Gründächer zur Biodiversität und Regenwassermanagement. Ziel: CO₂-neutral bis CO₂-negativ durch Kombination von Einsparungen und On-site-Umwandlung/Offset. (Techniken und Förderlogiken aus aktuellen Projekten adaptieren). (ScienceDirect).
- Langfristige Governance
- CLT hält Bodenrechte dauerhaft, Genossenschaft hält Nutzungsrechte/management; verbindliche Sozialklauseln sichern Belegungsrechte für Geringverdienende.
Konkrete Ziele & KPIs
Ziele (zeitlich skaliert, Beispiel 10 Jahre):
- Menschen mit geringen Einkommen zu Grundeigentümer:innen machen
- KPI: % der Genossenschaftsanteile von Haushalten <60 % Median-Einkommen; Ziel: 50 % der Wohneinheiten innerhalb 5 Jahren.
- Alternative Spekulations- und Vermögensaufbau-Angebote
- KPI: Anzahl genossenschaftlicher Wohneinheiten mit aufgeschobener/gestaffelter Eigenbeteiligung; Ziel: 1.000 Einheiten in 5 Jahren (Pilotregion).
- CO₂-negativ
- KPI: CO₂-Bilanz pro Einheit (tCO₂e/Jahr); Ziel: Netto-negative Bilanz nach 3 Jahren Betrieb durch Einsparung + PV.
- Boden renaturieren
- KPI: qm renaturierter Fläche (Gründächer, Entsiegelung) pro Projekt; Ziel: mind. 20 % der Grundstücksfläche renaturiert.
- Nachhaltige, regenerative Wohnkonzepte etablieren
- KPI: Anteil modularer, zirkulärer Baustoffe; Gemeinschaftsflächen pro Einheit; Ziel: mind. 15 m² Gemeinschaftsfläche pro Haushalt.
Finanzierungsbeispiel (Illustration, einfache Rechnung)
Annahme (Pilotprojekt): 1.000 m² leerstehendes Gebäude → 20 Wohnungen á 50 m².
- Sanierungsaufwand (Energetische & Basis): 1.000 m² × €800 / m² = €800.000 (Beispielwert, real variabel).
- Eigenanteile Bewohner:innen: 20 × €10.000 = €200.000.
- Öffentliche Zuschüsse / Fördermittel: €400.000.
- Sozialkredit / Genossenschaftsdarlehen: €200.000.
Summe = €200k + €400k + €200k = €800.000 → Finanzierung gedeckt. (Diese Rechnung ist als Demonstration gedacht — genaue Fördersätze, Preise und Darlehensbedingungen sind lokal zu prüfen.)
Wirtschaftlich bedeutet das: geringe monatliche Mieten mit einer kumulativen Vermögensbildung durch Genossenschaftsanteile; langfristig wird Boden im CLT gebunden, sodass Spekulation ausgeschlossen ist.
Risiken & Gegenmaßnahmen
- Politische & rechtliche Hürden: Enteignungs-Ängste, komplizierte Baurechtsfragen — Gegenmaßnahme: transparente Verträge, Pilot-Exempel, Lobbying für CLT-freundliche Rechtstexte. (stadtbodenstiftung.de).
- Finanzielle Tragbarkeit: Refinanzierungsrisiken — Gegenmaßnahme: Mix aus Zuschuss + Sozialkredit + Crowdfunding.
- Gentrifizierung nach Aktivierung: Kulturbranding kann Verdrängung auslösen — Gegenmaßnahme: Belegungsbindung, Sozialklauseln, Preisdeckel.
- Technische Unwägbarkeiten bei Sanierung: Unvorhergesehene Kosten — Gegenmaßnahme: Stufenplan für Sanierung, priorisierte CO₂-Maßnahmen zuerst.
Governance: Wer steuert das Modell?
Empfohlenes Gremium (lokal):
- Lenkungsausschuss: Stadt, CLT, Genossenschaft, soziale Träger, Vertreter:innen der Bewohner:innen.
- Operative Einheit: Projektmanagement (Sanierung, Mieter:innenmanagement, Energie).
- Kontrollinstanz: Externe Auditor:innen (Sozial- und Klimaziele).
Transparenz, Mitbestimmung und verbindliche Reporting-Pflichten sind entscheidend — sonst verliert das Modell seine Legitimität.
Praxisbeispiele & Lernpfade
Kurzreferenz: CLT-Modelle und Zwischennutzungsnetzwerke in Deutschland zeigen praktikable Umsetzungswege; Forschungs- und Förderprojekte der EU unterstützen temporäre Wohnprojekte als Innovationsfelder. Diese existierenden Erfahrungen sind die Blaupause für die Skalierung. (stadtbodenstiftung.de).
Chaos als Rohstoff — gezähmt, aber nicht erstickt
Leerstand ist keine reine Verschwendung — er ist Potenzial: für Eigentumsschaffung, soziale Teilhabe, CO₂-Reduktion und Bodenrenaturierung. Das vorgeschlagene RESIGN-Modell kombiniert Community Land Trusts, genossenschaftliche Eigentumsformen, klimafokussierte Sanierung und partizipative Governance. Damit ließe sich aus ungenutzten Flächen echte Gemeinwohl- und Klima-Mehrwertwirtschaft formen — ein Weg, der Chaos nicht romantisiert, sondern strategisch nutzt.
Quellen (Auswahl der wichtigsten Referenzen): Bundestagsbericht / Leerstand Büroflächen (2024). (Deutscher Bundestag) — Destatis: Wohnungsbestand Deutschland (Ende 2024). (Statistisches Bundesamt) — Forschung zur energetischen Modernisierung (Bedarf: großer Anteil des Wohnbestands). (ScienceDirect) — Bundesprogramm & Praxisberichte zu Zwischennutzung. (Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren) — Community Land Trust / Stadtbodenstiftung-Publikationen (Reference für Gemeinwohlmechaniken). (stadtbodenstiftung.de)

