Künstlerin, Redakteurin, Visionärin, Mutter

Die Kunst, das eigene Leben zu malen

Manche Menschen werden mit einer Sehnsucht geboren, die größer ist als das, was die Welt ihnen als Rahmen gibt. Sie sehen weiter, fühlen tiefer, hören die feinen Zwischentöne, die andere überhören. Sie sind Künstler, lange bevor sie es aussprechen können – weil sie das Leben nicht einfach nur erleben, sondern es durchdringen, es spüren, es in Bildern, Worten und Emotionen übersetzen.

Schon als Jugendliche war ich eine von ihnen. Die Kunst war mein natürlicher Ausdruck, ein Zugang zur Welt. Doch die Stimmen von außen sprachen von Sicherheit, von Stabilität, von einer Zukunft, die berechenbar sein sollte. So entschied ich mich Anfang der 80er Jahre für den Weg, den man mir als „richtig“ zeigte: eine Ausbildung in der Stadtverwaltung Köln, der Beamtenstatus, die vorgezeichnete Karriere.

Doch was bedeutet Sicherheit, wenn die Seele schreit?

Jahre vergingen in der Verwaltung – geordnete Strukturen, festgelegte Abläufe, ein Leben, das in Regeln gegossen war, Hierarchie und Machtmissbrauch. In mir blieb das Unausgesprochene, das Unbemalte, das Ungelebte. Ich war nicht geschaffen für ein System, das keinen Raum für Visionen ließ.

Und dann der Moment des Aufbruchs.

Es gibt Wege, die man gehen muss. Weil die eigene Seele nach einem Raum sucht, in dem sie zur Ruhe kommen kann – ohne Lärm, ohne Ablenkung, ohne Kompromisse. Nicht einfach nur eine Entscheidung, sondern ein Sprung aus dem Bekannten ins Ungewisse. Mein fünfjähriger Sohn an der Hand. Ein T-Shirt mit der Aufschrift „Why should I clean up my room, when the world is in such a mess“, war ein klares Statement.

Er war der wichtigste Grund, mutig zu sein. Ich wollte Vorbild sein – nicht für Anpassung, sondern für Authentizität und Veränderung. Nicht für das Verbleiben in einer Welt, die nicht die meine war, sondern für den Mut, der inneren Stimme zu folgen. Der Sprung aus der Verwaltung war ein Schritt in die Ungewissheit. Es folgten Kämpfe, Stürme und Ängste.

„Du musst noch Chaos in dir haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“

(Friedrich Nietzsche)

Gelegenheitsjobs, Unsicherheiten, Neuanfänge – aber auch die erste wirkliche Freiheit. Ich ging meinen Weg weiter, erweiterte mein Wissen, tauchte ein in die Wissenschaft, studierte Ökotrophologie. Ein Studium, das ich nicht nur mit theoretischem Wissen bereicherte, sondern mit einer tiefen Erkenntnis: dass alles miteinander verbunden ist. Der Mensch, die Natur, die Nahrung, die Kunst. Wissenschaft war für mich nicht nur eine Ansammlung von Daten, sondern ein Mosaik, das die Welt in neuen Facetten zeigte.

2004 führte uns das Leben in die Schweiz. Eine Zwischenstation, eine neue Leinwand für wertvolle Erfahrungen. Und dann, 2005, eine neue Identität: Redakteurin.

Schreiben wurde meine Kunstform, Worte meine Farben. Ich malte mit Sätzen, gestaltete mit Gedanken, erschuf mit Sprache Welten, die berühren, die wachrütteln, die zum Umdenken anregen. Nachhaltigkeit, Resilienz, Lebenskunst – meine Themen finden ihren Weg in Artikel, Reportagen, Essays. Ich wurde zur Brückenbauerin zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, zwischen Wissenschaft und Emotion, zwischen Realität und Vision.

Doch tief in mir blieb immer das Bedürfnis, nicht nur zu berichten, sondern zu erschaffen. Kunst war nie nur ein Teil meines Lebens – sie war der Ursprung, der Kern, das Fundament. Ich lernte, dass wahre Kunst nicht nur auf Leinwänden existiert, sondern in der Art, wie man sein Leben lebt.

Heute bin ich all das zugleich:


Stolze Mutter, Künstlerin, die in Farben und Formen denkt.
Philosophin, die die Tiefe hinter dem Offensichtlichen sucht.
Wissenschaftlerin, die die Zusammenhänge der Welt beleuchtet, Redakteurin, die Geschichten mit Bedeutung füllt.

Mein Leben ist kein festgelegter Pfad, sondern eine sich entfaltende Komposition – voller Schichten, voller Tiefe, voller Wahrhaftigkeit. Ich habe meinen eigenen Rahmen gesprengt, weil ich fühle: Das größte Kunstwerk ist das Leben selbst.

Wer den Mut hat, durch die Ungewissheit zu gehen, findet im Chaos eine natürliche Ordnung und eine tiefe Form der Verbundenheit. Der Rhythmus des Lebens beginnt sich zu offenbaren. Ich spürte die Natur anders, intensiver. Ich empfinde, dass alles miteinander verwoben ist: der Boden unter unseren Füßen, die Pflanzen, die Kreisläufe der Erde.

Technologie und Natur – kein Widerspruch, sondern eine Symbiose.

Ich erkannte, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine äußere Praxis ist, sondern eine innere Haltung – ein Einklang mit dem, was war, ist und sein wird. Mit diesem neuen Bewusstsein öffnete sich eine Tür: Ich begann, digitale Werkzeuge nicht als Gegensatz zur Natur zu sehen, sondern als Möglichkeit, Wissen zu teilen, Verbindungen zu schaffen, Ideen in die Welt zu bringen. inani, das Eco-Magazin, das ich gründete, ist ein Ausdruck genau dieser Vision – Wissenschaft und Spiritualität, Technologie und Natur, Innovation und Bewahrung.



Empfohlene Artikel