Es war ein gewöhnlicher Abend in einem gewöhnlichen Zug, der mit einer gewissen Schicksalsergebenheit auf den Schienen dahinrollte. Menschen saßen in einem Abteil, das, wie immer, mehr Raum zur Philosophie als zur echten Entspannung bot. Sie waren erschöpft vom Tag, in dem sie alles, was sich innerhalb des engen Rahmens ihrer Routine befand, auf die eine oder andere Weise bewegt hatten – und doch schien dieser Zug, dieser Moment, der Inbegriff einer Absurdität zu sein.
„Wissen Sie“, begann einer der Männer mit der schiefen Brille und dem deutlich gelebten Gesicht, „mir fällt immer wieder auf, wie wenig wir uns tatsächlich vorwärts bewegen, wenn wir im Zug sitzen. Man ist sozusagen in Bewegung und doch… nicht wirklich.“ Seine Stimme war ruhig, beinahe zu ruhig, als spräche er über eine tiefere Wahrheit, die nur die Auserwählten begreifen würden.
„Oh, da sprechen Sie einen guten Punkt an“, erwiderte eine Frau, deren Augen etwas zwischen Müdigkeit und intellektueller Bestimmtheit ausdrückten. „Es ist diese merkwürdige Form von Bewegung. Man bewegt sich, aber nicht wirklich. Sie sind zwar schneller als die Welt draußen, aber wie schnell sind Sie wirklich, wenn Sie gleichzeitig auf der Stelle stehen?“
Der andere Mann, der als einziger ein wenig jüngeren Alters war und mit einer gewissen Ernsthaftigkeit in einem unauffälligen grauen Anzug das Bild eines unauffälligen Bürgers abgab, nickte, während er mit einer Präzision, die fast wie ein Argument wirkte, sagte: „Das nennt man wohl den Widerspruch der modernen Mobilität. Wir haben alle Mittel, uns schneller zu bewegen, und doch – der Fortschritt bleibt uns oft so fern wie die nächste Haltestelle.“
Es war ein Moment der Stille. Der Zug fuhr weiter, und die Flimmern des Lichts auf den Wänden der Kabine fügten sich beinahe filmisch in diese Momentaufnahme des Alltags ein. Die Frauen, die Mütter, die Kinder, die Männer – alle saßen wie in einem stillen Monolog, jeder in seiner eigenen Reise, aber doch irgendwie alle auf denselben Schienen.
„Wohl wahr“, sagte die Frau mit einem Hauch von Wehmut, als sie auf die Straße draußen blickte. „Es ist erstaunlich, wie der Zug die Bewegung vorgibt, aber wir als Passagiere, wir sind fast dazu verdammt, in diesem kleinen Raum still zu sitzen, als ob uns die Zeit einfach ausgespart hat. Wir kommen nicht an, aber wir wissen, dass wir uns nicht wirklich verstopfen, wir verlangsamen uns.“
Der erste Mann griff sich an den Kopf, als ob er gerade eine eingehende Reflexion über ein ungelöstes Problem zu fassen versuchte. „Es ist diese Sache mit der Verstopfung“, sagte er schließlich, als ob er sich selbst aus einer langen Gedankenkette befreite. „Im Wortsinn wie im übertragenen. Wir setzen uns in Bewegung, um voranzukommen, und doch befinden wir uns oft in einer Warteschleife – wie das Verkehrssystem. Je mehr wir uns darum bemühen, desto weniger scheint es vorwärts zu gehen.“„Sie meinen also“, fragte der Jüngere mit einem Augenzwinkern, das von einem Hauch von Ironie durchzogen war, „dass das eigentliche Problem der Menschheit nicht der Stillstand, sondern die ständige, unaufhörliche Bewegung ist?“„Ganz genau“, erwiderte der Mann mit der Brille, „unsere Art, uns zu bewegen, ist letztlich die Ursache für unsere Stagnation. Wir verpassen die Gelegenheiten, uns zu entfalten, weil wir mit dem Tempo der Welt mithalten wollen.“
Es war ein Gespräch, das von einer unaufgeregten, beinahe stoischen Tiefe getragen wurde, und jeder von ihnen konnte in dieser ruhigen Reflexion über Bewegung und Stillstand seine eigenen Antworten finden. Sie hatten den Eindruck, sie hätten die Welt verstanden, und vielleicht war dies genau der Grund, warum der Zug sich so langsam und stetig durch die Landschaft schob: Um ihnen Zeit zu geben, über all das nachzudenken, was sie nie wirklich erreichen würden. Aber es war eben auch die Reise, die zählte – wie bei allen Dingen im Leben.