Ein Plädoyer für die Rückkehr zur Essenz des Wohnens
In einer Welt, die immer schneller, komplexer und lauter wird, feiern junge Architekt:innen mit dem Architekturpreis „Das erste Haus“ nicht nur ihre ersten großen Schritte – sie entwerfen zugleich Manifestationen einer neuen Wohnkultur: kleine Häuser, große Träume, radikale Schönheit.
Das erste eigene Haus – einst Symbol des Erwachsenwerdens – wird heute im Tiny House Movement zur Kunstform: eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, ein poetischer Pakt mit der Freiheit.
Das Tiny House ist mehr als nur ein kleiner Bau. Es ist ein Statement.
Eine Antwort auf die drängenden Fragen unserer Zeit:
In kaum einer anderen Bauform verschmelzen Minimalismus, Nachhaltigkeit und individuelle Freiheit so innig wie im Tiny House. Es ist das Konzentrat eines Lebensgefühls, das Überfluss nicht länger als Maßstab versteht.
Die jungen Architekt:innen, die hier ausgezeichnet wurden, zeigen mit beeindruckender Klarheit: Reduktion ist nicht Verzicht. Sie ist Gewinn.
Material, Magie, Meisterschaft
Auffällig ist der mutige Einsatz ökologischer Baustoffe: Hanfziegel, Lehmputze, recycelte Hölzer, Solarstrom und Regenwassernutzung sind Standard.
Diese Tiny Houses sind kleine Wunderwerke der Technik und Ästhetik:
- Energieautark
- CO₂-neutral
- Adaptiv und mobil
- Handwerklich auf höchstem Niveau verarbeitet
Das erste Tiny House eines jungen Architekten oder einer jungen Architektin ist oft ein selbstgebautes Manifest: ein Haus, das trägt, schützt, atmet – und träumt. In
Junger Architekturpreis 2025: „Das erste Haus“
Junge Architektur im Glück – Wenn Visionen Räume schaffen
In einem Zeitalter, das mehr denn je nach klugen, nachhaltigen Antworten ruft, setzt der Bauwelt-Preis 2025 „Das erste Haus“ kraftvolle Impulse. Der traditionsreiche Preis, erstmals 1999 ausgelobt, ehrt mutige Erstlingswerke junger Architektinnen und Architekten – Projekte, die mit ihrem ersten gebauten Haus die Welt ein Stück weit verwandeln.
2025 zeigen die prämierten Arbeiten eine beeindruckende Spannbreite: Vom poetischen Kleingarten-Atelier bis zum sozial wirksamen Mehrgenerationenhaus. Architektur wird hier zum Manifest einer neuen Haltung – achtsam, experimentierfreudig, zutiefst menschlich.
Die Preisträgerinnen und Preisträger im Portrait
DMtk (Wien)
Projekt: Kleingarten-Atelier in Bremen
Zwei Architekten aus Wien entwarfen ein Atelierhaus für einen Webstuhl in einer Kleingartensiedlung – und schufen ein zartes, fast schwebendes Refugium. Mit minimalen Mitteln gelang ihnen ein poetischer Raum, in dem Handwerk und Natur verschmelzen.
Fakten:
- Baufläche: ca. 20 m²
- Materialität: Holz, einfache Materialien
- Besonderheit: Maximaler Ausdruck bei minimalem Eingriff – der Bau respektiert die bestehende Gartenstruktur und fügt sich wie selbstverständlich ein.
Philosophie:
Ein Haus, das nicht dominiert, sondern sich einbettet – ein Loblied auf die stille Kraft der Architektur.
etal. Architektinnen (München)
Projekt: Mehrgenerationenhaus München
Das junge Frauenkollektiv etal. entwickelte ein Mehrgenerationenwohnprojekt, das die Themen Inklusion, Begegnung und Gemeinschaft neu denkt. Hier werden Altersgrenzen durchbrochen, Nachbarschaft wird zur aktiven Gestaltung.
Fakten:
- Wohnfläche: mehrere Kleinwohnungen plus Gemeinschaftsräume
- Bauweise: nachhaltige Baustoffe, Holzbauweise
- Konzept: Inklusive Wohnmodelle mit barrierefreiem Zugang und Gemeinschaftsgärten
Philosophie:
Ein Zuhause für alle Lebensphasen – Architektur als sozialer Katalysator.
REMAKE (Pantin, Frankreich)
Projekt: Kino-Umnutzung in Roanne (Frankreich)
Das Pariser Kollektiv REMAKE wagte sich an eine beeindruckende Transformation eines leerstehenden Kinos:
Das ehemalige Lichtspielhaus wurde in einen dynamischen Kultur- und Veranstaltungsraum umgebaut – und bewahrt dabei den historischen Charakter des Bestands.
Fakten:
- Umnutzung eines historischen Gebäudes
- Hybridnutzung: Kino, Theater, Workshopräume
- Nachhaltige Sanierung statt Abriss
Philosophie:
Gebäude sind Träger kollektiver Erinnerungen – und verdienen eine zweite Blütezeit.
STUDIO LOES (Berlin)
Projekt: Gartenwohnhaus Berlin
Mit ihrem Gartenwohnhaus gelang es STUDIO LOES, urbanes Wohnen und naturnahes Leben zu vereinen. Auf einem schwierigen, kleinen Grundstück entstand ein lichtdurchflutetes Refugium, das Großzügigkeit trotz Minimalfläche atmet.
Fakten:
- Kompakte Bauweise auf engem Raum
- Fokus auf Tageslicht und flexible Nutzung
- Material: Holz, recycelbare Baustoffe
Philosophie:
Wohnen als Dialog mit der Natur – reduziert, elegant, bewohnbar wie ein Gedicht.
Tim Mahn (Halle)
Projekt: Galerie aus öffentlicher Toilette
Was auf den ersten Blick absurd klingt, ist in Wirklichkeit ein Meisterstück kreativer Stadtreparatur: Tim Mahn verwandelte eine aufgegebene Toilettenanlage in einen lebendigen Kunstraum – ein leuchtendes Beispiel dafür, wie vermeintlicher Abfall neuen gesellschaftlichen Wert schaffen kann.
Fakten:
- Minimalinvasive Umnutzung
- Künstlerische Bespielung: Ausstellungen, Performances
- Signal für kreative Stadterneuerung
Philosophie:
Transformation statt Abriss – jedes Bauwerk birgt eine zweite, vielleicht noch schönere Bestimmung.
Hintergrund: Was macht den Bauwelt-Preis „Das erste Haus“ so besonders?
- Förderung junger Architekt*innen: Teilnahmeberechtigt sind Architekturbüros, deren erste realisierte Bauten innerhalb der letzten zwei Jahre fertiggestellt wurden.
- Internationalität: Projekte aus der ganzen Welt – von Tokio bis Zürich, von Berlin bis Bogotá.
- Thematische Offenheit: Kein Bautypus vorgegeben – vom Tiny House bis zum Konzertsaal ist alles möglich.
- Philosophie: Der Preis will keine großen Namen ehren, sondern große Ideen.
Fazit: Architektur als Versprechen
Die Preisträger*innen 2025 zeigen uns: Es braucht nicht Paläste, um große Architektur zu schaffen. Es reicht ein aufmerksamer Blick, ein klug gesetzter Raum, eine zarte, aber kraftvolle Geste.
Das erste Haus ist nicht nur ein Bauwerk.
Es ist der Beginn einer Reise – hin zu einer Architektur, die die Seele berührt und den Wandel der Welt mit leisen, aber unübersehbaren Spuren begleitet.