Ein urbanes Manifest für fühlbare Transformation, gemeinschaftliches Monitoring und sensorisches Bewusstsein.
Ein Gefühl unter den Füßen: Der Boden, auf dem Zukunft wächst
Es gibt Momente, in denen die Wahrheit nicht durch Zahlen, sondern durch unsere nackten Sohlen ans Licht tritt. Wenn der Asphalt in der Mittagsglut zischelt und Betonflächen wie heiße Herdplatten unter unseren Füßen glühen, offenbart sich die stille Krise des urbanen Raums: versiegelter, überhitzter, lebloser Boden.
Doch zwischen all dem spürt man sie manchmal noch – die Oasen der Erdung. Ein schattiger Park, eine begrünte Baumscheibe, ein Stück belebter Boden, das selbst bei 40°C eine Einladung bleibt, barfuß zu gehen. Ein Ort, wo die Erde noch atmet.
Bodenmanagement, einst ein sperriger Begriff für Landwirtschaft und Flächennutzung, wird nun zum Schlüsselbegriff des urbanen Wandels. Denn: Der Boden unter unseren Füßen ist weit mehr als Träger von Infrastruktur. Er ist Temperaturregler, CO₂-Senke, Wasserspeicher, Lebensraum – und ein Spiegel unseres Umgangs mit der Erde.
Der Barfuß-Test: Eine Challenge für Sinne und Stadtplanung

Die Idee ist einfach, aber radikal sinnlich: Laufe barfuß durch deine Stadt – bei Hitze. Notiere, wo du stehenbleiben kannst, ohne dass deine Füße brennen. Markiere die Orte, an denen sich der Boden noch angenehm anfühlt.
Diese einfache Methode offenbart signifikante Unterschiede in der städtischen Mikroklimatik:
- Wo Bäume Schatten werfen, bleibt der Boden kühl.
- Wo Begrünung den Boden atmen lässt, speichert er Feuchtigkeit und puffert Hitze.
- Wo Hanfkalkflächen oder wassergebundene Beläge liegen, ist die Wärmeaufnahme minimal.
- Wo hingegen Versiegelung dominiert, herrscht lebensfeindliche Gluthitze.
Der Test ist ein Aufruf an Planerinnen, Architektinnen, Kommunen und Bürger*innen: Fühlt hin! Der Boden spricht – wenn wir barfuß zuhören.
Vom Untergrund zum Überbau: Warum Bodenpflege Stadtpflege ist
Gesunder Boden ist ein ökologisches Superorgan. Ein einziges Gramm belebte Erde enthält mehr Organismen als Menschen auf der Erde. Diese mikroskopischen Lebewesen sind entscheidend für das urbane Klima, für Biodiversität, für unsere Lebensqualität.
Fakten für den Diskurs:
- Bis zu 70 % der städtischen Flächen sind versiegelt.
- Der Verlust der Bodenfunktionen ist eine der unsichtbarsten Krisen unserer Zeit.
- Entsiegelung und lebendige Böden können die gefühlte Temperatur um bis zu 10°C senken.
- Böden speichern weltweit mehr Kohlenstoff als die gesamte Atmosphäre.
Gesunder Boden ist kein Luxus – er ist Grundbedingung für Resilienz.
Mitmachen, Messen, Mut machen – Eine Mitmachaktion für den Wandel
Wir rufen auf zur großen Mitmachaktion:
„Barfuß fühlt man mehr“ – Das Monitoring der Zukunft beginnt unter unseren Füßen.
So funktioniert’s:
- Teste barfuß verschiedene Bodenarten in deiner Stadt bei hohen Temperaturen.
- Dokumentiere die gemessene Oberflächentemperatur (mit einem Infrarot-Thermometer oder einer Wärmebildkamera, wenn möglich).
- Beschreibe das subjektive Gefühl (Hitze, Kühlung, Feuchtigkeit, Textur, Wohlfühlfaktor).
- Lade Fotos, Skizzen oder Messdaten hoch – gerne auch Gedichte, Klangaufnahmen oder Interviews mit Passant*innen.
- Teile deine Ergebnisse mit dem Hashtag #UrbanFeetFeel auf sozialen Medien.
Philosophischer Nachklang: Der Boden als Spiegel unserer Haltung
Der Boden erzählt nicht nur von Sedimenten und Schichten, sondern von unserer Beziehung zur Welt. Wie wir mit ihm umgehen, verrät, wie wir miteinander und mit dem Leben umgehen.
Wer barfuß geht, erkennt: Der kürzeste Weg zur Achtsamkeit führt über die Fußsohlen.
Denn dort, wo der Boden lebendig ist, wird auch das Leben in uns wieder lebendig. Wenn wir ihn nicht länger nur betreten, sondern spüren, schützen und gestalten, wird aus ihm ein heilender Teppich für kommende Generationen.
Machen wir die Städte zu Orten, an denen man sich barfuß wohlfühlen kann. Dann ist urbane Transformation nicht nur sichtbar – sondern fühlbar.
Lass uns gemeinsam Geschichte schreiben – mit unseren Fußspuren auf lebendiger Erde.