Ein Material, das den Weg in die Zukunft weist
Stell dir vor, du baust ein Haus, das nicht nur dir ein Zuhause gibt, sondern auch unserem Planeten etwas zurückgibt. Ein Gebäude, das aktiv das Klima schützt, den CO₂-Ausstoß verringert und gleichzeitig ein gesundes Raumklima fördert. Was klingt wie ein Traum, ist in Wahrheit ein neuer, aufstrebender Baustoff: Hanfkalk.
Hanfkalk ist nicht nur ein Baumaterial – es ist ein Manifest für nachhaltiges Bauen. Und dank der TH Köln und ihrer Forschungsinitiative im Rahmen des BMBF KickStart-Programms stehen wir nun an der Schwelle zu einer wahren Revolution im Bauwesen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Arne Künstler (Lehrgebiet Tragwerkslehre), Prof. Dr. Björn Siebert (Lehrgebiet Baustoffe und Baustofftechnologie) und Prof. Dr. Peter Erdmann (Lehrgebiet Bau- und Landmaschinentechnik) wird derzeit an einem bahnbrechenden Forschungsprojekt gearbeitet, das die tragfähigen Hanfkalksteine von der Theorie in die Praxis überführt.

Was ist Hanfkalk?
Hanfkalk ist ein Leichtbaustoff, der aus den holzartigen Resten der Hanfpflanze und einem kalkbasierten Bindemittel besteht. In seiner aktuellen Form hat Hanfkalk herausragende klimaregulierende Eigenschaften. Er speichert nicht nur CO₂, sondern hat auch eine klimapositve Bilanz – was bedeutet, dass bei seiner Herstellung mehr CO₂ gebunden wird, als freigesetzt wird. Hanfkalk hilft also aktiv dabei, die Klimabilanz zu verbessern, während er gleichzeitig für hervorragende Wärmedämmung sorgt und das Raumklima positiv beeinflusst.
Doch trotz all seiner positiven Eigenschaften hat Hanfkalk einen entscheidenden Nachteil: Er ist bislang nicht tragfähig genug, um als Baumaterial für tragende Wände verwendet zu werden. Und genau hier setzt das Projekt der TH Köln an. Ziel der Forschung ist es, durch partielle Verdichtung von Hanfkalk ein Material zu schaffen, das auch tragende Bauelemente ermöglicht.
Das Forschungsziel: Tragende Hanfkalksteine
Im Moment wird Hanfkalk vor allem als Dämmputz, Ausfachung für Skelettbauten oder für den Bau von nicht tragenden Wänden verwendet. Doch was, wenn dieser natürliche Baustoff zukünftig tragende Funktionen übernehmen könnte? Genau das erforscht das interdisziplinäre Team der TH Köln.
Unter der Leitung der genannten Professoren wird untersucht, wie durch Verdichtung von Hanfkalk ein Material entstehen kann, das sowohl die Vorteile des bisherigen Hanfkalks bietet – wie Klimaresistenz und Wärmedämmung – aber gleichzeitig auch die mechanische Stabilität eines Baustoffs wie Beton erreicht. Wenn dies gelingt, könnten tragende Außenwände in Gebäuden komplett aus Hanfkalk gefertigt werden, was dem Klimaschutz und der ressourcenschonenden Bauweise enorm zugutekommt.
Die Vorteile von Hanfkalk für das Bauen der Zukunft

1. Nachhaltigkeit in seiner reinsten Form
Hanf wächst schnell und benötigt kaum Wasser. Mit der Verwendung von Hanf als Baustoff wird nicht nur der CO₂-Ausstoß verringert, sondern auch die Notwendigkeit von umweltschädlichen Materialien wie Beton oder Zement drastisch reduziert. Diese Materialien setzen bei ihrer Herstellung riesige Mengen CO₂ frei und belasten die Umwelt erheblich. Hanfkalk hingegen bindet mehr CO₂ als bei seiner Produktion freigesetzt wird, wodurch er eine klimapositiven Bilanz hat.
2. Einfach Bauen
Der revolutionäre Ansatz von „Einfach Bauen“ zeigt, dass man keine komplexen Baustellen benötigen muss, um ein klimafreundliches Haus zu errichten. Hanfkalk kann als einzelnes Bauelement für alle wesentlichen Funktionen eines Gebäudes dienen: Tragfähigkeit, Dämmung und Winddichtheit. Dieses integrierte System macht die Verarbeitung von Hanfkalk besonders einfach und reduziert den Bauaufwand erheblich.

3. Wohngesundheit und Klimaregulation
Ein großer Vorteil von Hanfkalk ist seine Fähigkeit, das Raumklima zu regulieren. Der Stoff speichert Feuchtigkeit und gibt diese langsam wieder ab, was für eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit sorgt und das Risiko von Schimmelbildung minimiert. Gleichzeitig wird das Raumklima angenehm temperiert, da Hanfkalk für eine optimale Wärmedämmung sorgt. Das bedeutet ein komfortables Wohnen in jeder Jahreszeit – ohne hohe Heiz- oder Kühlkosten.
4. Schnelle Verfügbarkeit und ressourcenschonender Einsatz
Hanf wächst schnell und benötigt keine speziellen Anbaubedingungen. Das macht ihn zu einer nachhaltigen Ressource für den Bausektor. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen ist Hanf praktisch unbegrenzt verfügbar, und das ohne eine massive Belastung von Böden oder Ökosystemen.

„Einfach bauen“ – Das System von Morgen
Was das Team der TH Köln erforscht, ist weit mehr als nur die Entwicklung eines neuen Baustoffs – es ist die Vision eines ganzheitlichen, nachhaltigen Baukonzepts, das auf den ressourcenschonenden Einsatz von Naturmaterialien setzt und gleichzeitig die Komplexität des Bauens vereinfacht. Ein einfaches Bauteil, das alle Funktionen erfüllt – das ist die Vision von Hanfkalk als tragfähigem Baumaterial.
Dieses System ist nicht nur eine technische Innovation, sondern auch eine Philosophie: Bauen mit der Natur, anstatt gegen sie. Es zeigt, dass es keine komplizierten, teuren Lösungen braucht, um ein nachhaltiges und klimafreundliches Gebäude zu errichten. Stattdessen setzen wir auf ein Material, das in seiner Einfachheit und Effizienz neue Maßstäbe für den Bau von morgen setzt.
Die Zukunft des Bauens – Hanfkalk als Antwort auf globale Herausforderungen
Die Forschung der TH Köln könnte den Bau von CO₂-positiven Gebäuden auf ein völlig neues Level heben. Wenn es gelingt, tragfähige Hanfkalksteine zu entwickeln, dann eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten für den klimafreundlichen Bau. Diese Technologie könnte in Zukunft weltweit eingesetzt werden, um die Baubranche nachhaltiger zu gestalten und die globalen Klimaziele zu erreichen.
Hanfkalk könnte der Baustoff des 21. Jahrhunderts werden, der nicht nur die Art und Weise, wie wir bauen, verändert, sondern auch, wie wir über die Beziehung zwischen Architektur, Umwelt und Wohnen denken.
Fazit: Hanfkalk als Schlüssel zu einer grüneren, nachhaltigeren Zukunft
Mit dem Projekt an der TH Köln steht der Bau von morgen auf der Schwelle, Wirklichkeit zu werden. Hanfkalk könnte nicht nur das Baumaterial der Zukunft sein, sondern auch den Weg zu einer klimapositiven Bauweise ebnen, die unsere Umwelt schont und gleichzeitig für gesundes Wohnen sorgt.
Die Zukunft des Bauens ist grün – und sie beginnt jetzt. Und wer weiß? Vielleicht steht der erste klimapositive Wolkenkratzer aus Hanfkalk schon bald in einer Stadt deiner Wahl. Die Innovation der TH Köln könnte der Anfang einer neuen Ära sein – einer Ära, in der das Bauen wieder im Einklang mit der Natur steht.
Mehr erfahren? Folge den Fortschritten und Innovationen des Projekts und bleibe Teil dieser grünen Revolution im Bauwesen.