Leonardo da Vinci – Der Überflieger der Renaissance zwischen Pinselstrich, Patriarchat und Prophetie

Eine satirisch-philosophische Retrospektive über den größten Multitasker aller Zeiten – und was heutige Künstler:innen davon lernen könnten (oder sollten).

Wer war Leonardo da Vinci?
Ein Genie, ein Grenzgänger, ein Gigant. Wäre Leonardo heute auf Instagram, er hätte vielleicht 50 Berufe in seiner Bio, 500 Millionen Follower – und wahrscheinlich Burnout. Er malte nicht nur, er sezierte. Er entwarf Kriegsmaschinen, bevor überhaupt jemand wusste, wie man „Tank“ buchstabiert. Er war der erste Influencer der Menschheit – nur ohne WLAN. Leonardo war ein Rockstar der Renaissance – mit Federkiel statt Gitarre.

Die Epoche: Renaissance – Wiedergeburt oder künstlerischer Reboot?
Leonardos Lebenszeit (1452–1519) war geprägt von einer intellektuellen Aufbruchsstimmung. Die Renaissance war nicht nur ein Zeitgeist, sondern ein Tsunami der Umwertung: Der Mensch rückte in den Mittelpunkt – allerdings nur, wenn er männlich, weiß und reich war. Künstler wie Leonardo waren die Designer eines neuen Weltbildes. Der Mensch als Maß aller Dinge – selbst wenn er bei der Perspektive noch Nachhilfe brauchte.

Die Kunst als göttlicher Auftrag – oder kapitalistisches Frühstadium?

Leonardo – Auftragsmaler im Dienste der Kirche und der Mächtigen.
Kunst war damals keine brotlose Kunst – sie war ein Auftragswerk. Ein Statussymbol. Ein visueller Beichtstuhl für Adelige. Ob „Das letzte Abendmahl“ oder die „Mona Lisa“ – beides waren keine spontanen Eingebungen aus dem Atelier eines freien Geistes, sondern Kundenwünsche mit Deadline. Die Kirche finanzierte nicht nur Kirchen, sondern auch die Illusion, dass Gott männlich und europäisch sei – und Leonardo war der visuelle Architekt dieser spirituellen PR-Kampagne.

Doch seine Kunst überstieg den Glauben.
Leonardos Skizzenbücher sprechen eine andere Sprache: Anatomie, Proportionen, Flugmaschinen. Er wollte nicht nur Gott sehen – er wollte fliegen, sezierend verstehen, erfassen, was der Schöpfung zugrunde liegt. Damit wurde er zu einem der ersten Künstler, die ihre Unabhängigkeit von der Religion erahnten – auch wenn sie noch immer im sakralen Gewand malten.

Die Frau – Objekt oder Orakel?

Rolle der Frau in Leonardos Werk?
Er war fasziniert – aber distanziert. Frauen waren für ihn Projektionsflächen – geheimnisvoll, entrückt, codiert. Die „Mona Lisa“ lächelt nicht, sie weiß. Sie ist keine Geliebte, sondern eine Sphinx in Öl. In einer Zeit, in der Frauen kaum über ihr eigenes Leben bestimmten, verewigte Leonardo sie als Rätsel. Das war immerhin subtiler als die meisten Zeitgenossen.

Aber war das emanzipatorisch?
Nein. Es war der Anfang eines langen Wartens auf mehr. Leonardo zeichnete weder Heldinnen noch Prophetinnen. Aber er zeichnete Menschen. Vielleicht war das in seiner Zeit schon revolutionär.

Leonardo, der Techniker – Da Vincis Maschinen der Zukunft

Leonardo war kein Träumer – er war ein Hacker im Gewand eines Malers. Seine Flugapparate, Brücken und Kriegsmaschinen waren keine Kunst, sondern angewandte Utopien. In einer Welt ohne Computer visualisierte er das Unvorstellbare. Seine technischen Zeichnungen wären heute Patentanmeldungen mit NFT-Kollektion.

Ein Blick über den Tellerrand: Was machten andere Kulturen zur selben Zeit?

Während Leonardo in Florenz Vitruvianische Männer zeichnete und religiöse Auftraggeber mit Perspektive beeindruckte, florierten in anderen Teilen der Welt ebenfalls goldene Zeitalter:

  • Im Osmanischen Reich blühte die Kalligraphie – Kunst als Schrift, Schrift als Kunst.
  • In China perfektionierte man Tuschemalerei, Philosophie und Gartenkunst – ganz ohne Kreuzigungsmotive.
  • Die Azteken kombinierten Ritual, Skulptur und Architektur – radikal, rhythmisch, blutig.
  • Afrikanische Königreiche erschufen bronzene Portraits, spirituelle Masken und Ornamente, die westliche Ästhetik bis heute beeinflussen – obwohl (oder gerade weil) Europa sie jahrhundertelang ignorierte.

Leonardo stand inmitten einer Weltbühne der Kreativität – und wir taten lange so, als sei er der einzige Hauptdarsteller.

Und was bedeutet Kunst heute – unabhängig von Religion?

Heute ist Kunst oft frei, aber dafür mittellos. Sie darf alles sagen, nur wird sie selten gehört. Leonardo wurde bezahlt, heute wird gehofft. Doch seine Essenz bleibt: Kunst ist kein Dekor. Sie ist Erkenntnis im Farbkleid. Eine Brücke zwischen Vision und Welt. Ein Spiegel, ein Schrei, eine Einladung zum Fühlen.

Was würde Leonardo heute tun?

  • Er wäre auf TikTok – und hätte dort ein Tutorial für künstliche Intelligenz mit menschlicher Würde hochgeladen.
  • Er hätte NFTs erschaffen, die sich selbst entschlüsseln.
  • Und vielleicht wäre die „Mona Lisa“ heute ein Mural an der Berliner Mauer – mit Cyberpunk-Brille.

Letzte Frage: Was bleibt von Leonardo?
Ein Lächeln, das nicht vergeht.
Ein Geist, der bis heute fliegt.
Und ein stiller Hinweis: Große Kunst kennt kein Dogma. Sie denkt – und lässt denken.


„Jenseits der Mona Lisa: Wie der Rest der Welt Kunst, Geist und Gesellschaft neu erfand – und Europa vor lauter Selbstporträts fast das Ganze verpasste“


Eine satirisch-philosophische Retrospektive über die vergessenen Supermächte der Kunstgeschichte, weibliche Weisheit in Masken und Mustern – und die große Renaissance außerhalb des Renaissancedorfes.

Einleitung: Der Tunnelblick Europas – mit Goldrahmen

Während sich Europa im 15. und 16. Jahrhundert feierlich in eine Epoche namens „Renaissance“ malte – als hätte das Denken dort neu erfunden werden müssen – blühte andernorts längst eine Kunst, die nicht nur schön, sondern auch weise, wild, weiblich und weltverändernd war.
Doch wer in westlichen Museen durch die Hallen schreitet, sieht oft nur einen verdächtig gleichfarbigen Reigen von Genies in barocken Hemden.

Zeit für ein Panorama. Zeit für eine Wiederentdeckung der künstlerischen Supermächte, die jenseits von Florenz, Paris und Köln den Pinsel der Weltgeschichte führten.

Das Osmanische Reich – Poesie, die tanzt

Kalligraphie: Die Schrift wurde zur Seele.

Im Osmanischen Reich war Kunst nicht laut – sondern leuchtend leise. Buchstaben tanzten über Pergament wie Derwische über Teppiche. Die arabische Schrift wurde zur spirituellen Choreographie.

Die Frau?
Zwar war sie offiziell hinter Schleiern, doch sie schrieb mit – zwischen den Zeilen. Dichterinnen wie Mihri Hatun forderten das Patriarchat mit Poesie heraus – eleganter als so mancher Sultan mit Schwert.

Satirischer Nebensatz:
Während Leonardo die Anatomie sezierte, verfeinerte man in Istanbul das Ornament zur Offenbarung – ohne Blut, dafür mit Tinte und Transzendenz.

China – Tusche, Tao und tieferes Denken

Tuschemalerei: Der Pinsel als Verlängerung des Atems.

In der Ming-Dynastie war Malerei keine Abbildung, sondern eine Ahnung. Eine Landschaft war nicht nur ein Ort, sondern ein Zustand der Seele. Philosophie, Meditation und Kunst flossen ineinander – ganz ohne Heiligenschein oder Himmelshierarchie.

Die Rolle der Frau?
Zwar im gesellschaftlichen Korsett, doch künstlerisch oft frei. Literatinnen und Malerinnen wie Guan Daosheng verbanden Bambus mit Gedicht, Sinnlichkeit mit Intellekt – leise, aber langlebig.

Satirischer Kontrast:
Während im Westen Maria ihre Jungfräulichkeit in Öl verewigte, malten Frauen in China Bambus als Zeichen der inneren Stärke. Und ehrlich: Bambus wächst wenigstens nach.

Die Azteken – Kunst als kosmisches Schwert

Skulptur, Ritual, Architektur: Radikal, rhythmisch, blutig.

Aztekische Kunst war nichts für schwache Nerven. Jeder Tempel war Kalender, Altar und moralisches Megafon zugleich. Jeder Schnitt hatte Symbolkraft. Ästhetik war nicht dekorativ, sondern determinierend.

Frauen?
Sie waren Hebammen, Priesterinnen, Göttinnen – und wenn nötig: Kriegerinnen. Ihre Symbolik reichte von der Maisgöttin bis zur Hüterin der Unterwelt. Weiblichkeit war kein Nebenfach, sondern ein göttliches Prinzip.

Satirischer Spott:
Während man in Europa über die Kreuzigung malte, praktizierte man in Tenochtitlán das Opfer – und schuf daraus eine Kunst, die so direkt war, dass sie heutigen Kunstkritikern Schweißperlen auf die Stirn treiben würde.

Afrika – Die Masken, die Wahrheit sprechen

Bronzen, Masken, Ornamente: Unterschätzte Avantgarde

In Ife, Benin und Mali wurde Kunst zur diplomatischen Sprache, zur Ahnenverbindung, zur spirituellen Navigation. Jede Maske war ein Manifest. Jede Statue ein Träger von Geschichte und kosmischem Wissen.

Und die Frauen?
Königinnen wie Idia von Benin trugen Macht nicht nur im Herzen, sondern auch im Gesicht – in Form geschnitzter Elfenbeinmasken, die mehr politische Wirkung hatten als jeder päpstliche Erlass.

Satirische Klarstellung:
Während Europa sich noch fragte, ob Frauen eine Seele hätten, schmiedete man in Afrika weibliche Göttinnen aus Bronze – mit Wangenknochen, die Instagram heute filterlos feiern würde.

Unabhängige Kunst als globale Sprache der Seele

Die große Ironie: Während Europa seine Künstler zu Halbgöttern erhob, schufen andere Kulturen Kunst, die tiefer ging – weil sie nicht für das Ego, sondern für das Ganze entstand. Für den Kosmos. Für die Ahnen. Für das Unsichtbare.

Heute, in Zeiten globaler Krisen, digitaler Echokammern und neoliberaler Kunstmärkte, könnten wir einiges von ihnen lernen:

  • Von der Kalligraphie: dass Stille eine Form von Tiefe ist.
  • Von der Tusche: dass Kunst kein Produkt, sondern ein Prozess ist.
  • Von den Azteken: dass Ästhetik Mut braucht.
  • Von afrikanischen Königreichen: dass Kunst Macht hat – und Würde bewahren kann.

Letzter Gedanke – ein Appell an heutige Künstler:innen:
Ihr malt nicht nur Bilder. Ihr erschafft neue Welten. Vielleicht nicht mit Blut oder Bambus – aber mit jedem Strich gebt ihr Zeugnis davon, dass Kunst nie nur Dekoration war. Sondern immer schon Revolution.

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